Wardenburg, 23.05.2002

Sanieren statt Abholzen
BSH kritisiert das Entfernen blühender Bäume während der Brutzeit

Hundsmühlen. Als absolut unverständlich hat der Vorsitzende der Biologischen Schutzgemeinschaft Hunte Weser-Ems (BSH), Prof. Dr. Remmer Akkermann, die Fällaktion am Hunteweg in Hundsmühlen bezeichnet. Auf Veranlassung der Gemeindeverwaltung werden 4 Rotdorn- und 12 Mehlbeer-Bäume in voller Blüte gefällt, nachdem zuvor sogar überlegt worden war, etwa 50 Bäume abzusägen. Die Argumente dafür rechtfertigten den schwerwiegenden Eingriff nicht. Andere Gemeinden wie die Städte Oldenburg (Haarenufer) oder Bremen (Bürgerpark) scheuten keine Kosten, um derart wertvolle Bäume zu erhalten. In Wardenburg greife man stattdessen zur Säge. Der Zeitpunkt dafür sei denkbar ungünstig gewählt. Es widerspreche elementaren Grundsätzen des  Naturschutzes, verstoße auch gegen § 2 (10) des neuen Bundesnaturschutzgesetzes, wonach im besiedelten Bereich ökologische Kleinstrukturen zu erhalten und zu entwickeln sind. Das Gesetz schreibe auch für die Gemeinde Wardenburg vor, dass die Bäume vorrangig zu erhalten sind. Nun mit der Verkehrssicherungspflicht gegenzuhalten, weil im Winter beim Sturm ein großer Ast heruntergefallen sei, sei kein Thema mehr, wenn die Bäume endlich eine Mindestpflege bekämen, so Akkermann. Dazu gehöre das Inabstandhalten der Autos durch Beete, Kantsteine oder Metallbügel, das Beschneiden einiger Bäume und eine Bodenverbesserung und Wurzelbelüftung.
Der Hunteweg ist mit seinen fünfzigjährigen Bäumen nach Meinung der BSH eine   landschaftliche Schönheit, die Seltenheitswert hat. Da es sich um eine Nebenstraße handele, sei eine massive Versiegelung nicht erforderlich. Auch gäbe es hier nicht nur protestierende Anlieger, sondern durchaus Anlieger, denen die Bäume und nicht die weitere Versiegelung am Herzen läge. Auch die BSH sei im Gut Hundsmühlen betroffener Nachbar. Denn gerade erst wieder wurden ausländische Gäste auf dem Weg zur Hunte durch diese schöne Allee geleitet - ein Aushängeschild, das natürlich auch eine blütefreie Phase hat. Der Hinweis, es handele sich um kranke Bäume, die ihr Lebensende bald erreicht hätten, sei falsch. Laut Literatur können Weiß- und Rotdorn-Bäume Jahrhunderte alt werden. Wann Bäume sterben, wisse man erst unmittelbar vor Eintritt des Todes. Auch Krankheiten seien heilbar. Manche Gutachter machten es sich zu einfach, wenn sie im Zweifel für das Absägen plädierten, weil sie alle als `nicht in Ordnung´ einstuften, so die BSH. Schließlich kritisiert die Schutzgemeinschaft, dass die Gemeindeverwaltung weder den Umweltausschuß ihres eigenen Hauses, noch die landesweit arbeitenden und in Wardenburg ansässigen Naturschutzverbände BSH und NVN beteiligt habe. Dieser Skandal wird noch zur Sprache gebracht, denn würde das Schule machen, gäbe es in Wardenburg eine Freizone, in der die Naturschutzgesetzgebung und die Gemeindeordnung unbeachtet bleiben.


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