B S H - JAHRESBERICHT 2003

BIOLOGISCHE SCHUTZGEMEINSCHAFT HUNTE WESER - EMS e. V.

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Im Zeichen siedlungsgefährdender Hochwässer wurde den Themen der naturschutzorientierten Wasserrückhaltung und der `Revitalisierung´  im Bereich der Fließgewässer eine stärkere Beachtung geschenkt. Zu diesem Themenkomplex veranstaltete `Hunte Regio´, der auf Initiative der BSH gegründete Regionalverband Nordwest zur Dokumentation, Forschung und Sanierung der Hunte und ihres Einzugsgebietes mit Dümmer und Grenzmooren (Vorsitzender: Hans-Dieter Buschan, Brake), ein Hunte-Symposium im Landesmuseum für Natur und Mensch  in Oldenburg. Auf der gut besuchten Veranstaltung wurde ein Status-Vortrag zur Hunte gehalten (Ltd. BD Diethard Ness, Rastede) und über die Möglichkeiten und Grenzen des naturnahen Hochwasserschutzes referiert (Prof. Dr. Klaus Röttcher, Kassel). Nach den Ausführungen zur Landschaftsentwicklung als Faktor für touristische Entwicklung (Prof. Dr. Krüger, Oldenburg) folgte eine Plenardiskussion mit Experten aus Naturschutz, Wasserbau und Landwirtschaft unter Leitung des NDR-Studioleiters Martin Reckweg (OIdenburg).

Zur Nachmeldung weiterer Schutzgebiete nach FFH-Richtlinie der EU gab es Vorschläge an die Landesregierung. Im Rahmen der schrittweisen Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie wurden Informationsveranstaltungen zu diesem weitreichenden Rahmengesetz abgehalten. Die Verschärfung der ökologischen Auflagen für Wasser- und Bodenverbände wurde begrüßt, die Möglichkeiten zum freien Trinkwasserhandel dagegen kritisiert. Die Flussgebiete werden künftig landesweit in ökologische Bearbeitungsgebiete aufgegliedert, die BSH hat ihr Interesse für den Raum zwischen Weser und Ems geäußert; dazu gehören die Gebiete der Ems (1-2, 4), der Hase (3), der Leda-Jümme (5), Ochtum (23), Hunte (25),  Unterweser-Übergangs- und Küstengewässer (7, 26).

Trotz zahlreicher Widersprüche der BSH gegen Neubauvorhaben von Tierställen zwischen Osnabrück und Wittmund ging die Expansion in der Massentierhaltung (vor allem bei Hähnchen und Schweinen) ungebremst weiter. Einen Rückgang gab es nur bei der Zahl der Halter. Die nach wie vor sehr häufigen Konflikte zwischen der Intensiv-Tierhaltung und der Wohnbevölkerung konnten sich vielfach nicht entschärfen lassen, damit widerspricht die BSH der Auffassung des Planungsrechtlers Hans-Georg Gierke (Hannover).  Von der Möglichkeit, Vorranggebiete für neue Ställe ähnlich den Windkraftparks zwecks wirksamer Begrenzung auszuweisen, machen die Landkreise bislang keinen Gebrauch, da das den Interessen der auf Expansion eingestellten Betriebe widerspricht. Nach Auffassung von Fachleuten der BSH ist die auch von der Geflügelwirtschaft und Käfigproduzenten unterstützte Legehennenhaltung in etwas größeren ausgestalteten Kleingruppenkäfigen kein Ausweg aus der tierquälerischen Massentierhaltung. Hier bedarf es eines nach Schweizer Vorbild abwechslungsreich gestalteteten Auslaufs von Einheiten aus etwa 50-70 Tieren aus robusten Rassen ohne jede Art von Käfig statt der eingesperrten labilen weißen Leghorn-Hennen. Auch mobile Hühnerwagen für Grünland und Stoppeläcker sollten alte landwirtschaftliche Tugenden wieder beleben. Ein entsprechendes Interview des BSH-Vorsitzenden ist im Internet unter www.bsh-natur.de, Aktuelles v. 11. Februar 2003 nachzulesen. Inzwischen stellt sich für den BSH-Vorstand auch die Frage der Unabhängigkeit von bestimmten gutachtenden Hochschulprofessoren, einzelnen Tierärzten und Politikern, die Fördermittel oder Dienstleistungen der Geflügelwirtschaft in Anspruch nehmen.

Wichtige Termine ergaben sich aus der völligen Umgestaltung der Bezirksregierungen und der gepl. Aufgabe des Landesamts für Ökologie (NLÖ) in Hildesheim. Die BSH hat sich für den Erhalt der oberen Naturschutzbehörden (503) ausgesprochen, insbesondere in Oldenburg, da diese Behörde die letzte Nachfolge des ehemaligen Freistaats Oldenburg darstellt und wesentliche Dienstleistungen aus diesem Hause stammen. Dazu gehört auch die Aufsichtsfunktion über die unteren Behörden, worin diese heute lediglich eine Doppelarbeit sehen. Es wäre aber für die weitere Arbeit der Naturschutzverbände und für das daraus erwachsene bessere Verständnis für die Belange anderer Ressorts von großem Nachteil, wenn der `Runde Tisch der anerkannten Naturschutzverbände´  bei der Bezirksregierung aufgelöst würde. Der BSH-Vorsitzende ist auch als Vertreter des Naturschutzverbandes Niedersachsen (NVN) im Rahmen der Beratungen zur Gestaltung einer neuen Fachbehörde (angestrebt wird ein neues Landesamt für Naturschutz und Wasserwirtschaft in Hannover) an den Sitzungen beteiligt. Die Entwicklung ist politisch weitgehend vorgegeben. Wie effektiv die neuen Behörden endgültig arbeiten, muss abgewartet werden.

 

Die Biologische Schutzgemeinschaft veranstaltete im Berichtsjahr zwischen Wiehengebirge und Nordsee 64 Exkursionen, Kurzwanderungen, Vorträge und Diskussionstermine.

Die Teilnehmerzahlen schwankten naturgemäß stark. Gut besucht, vereinzelt waren mehr als 100
Personen dabei, waren der Vortrag von Jürgen Krüger (Nabu, Hannover): `Auerochse und
Waldtarpan kehren zurück´, Führungen der Naturschutz-Station Dümmer (Dr.Richter), zu den Pilzen rund um den Hasbruch (Georg Müller, Ganderkesee), zu den Wildgänsen in den Ems-Niederungen (Karl-Heinz Augustin, Westoverledingen) sowie die durch die BSH-Mitglieder unterstützen Veranstaltungen befreundeter Gruppen in Norden, Nordenham, Goldenstedt, Vechta, Diepholz und Osnabrück. Die aktuellen Termine können im Internet www.bnsh-natur.de, Veranstaltungen, nachgelesen werden.

 

Anlässlich seines  100. Geburtstages wurde wiederholt auf den verstorbenen Verhalternsforscher und Nobelpreisträger Prof. Konrad Lorenz verwiesen, dessen Forschungen sich stark auf die Graugans bezogen, eine am Dümmer wiederangesiedelte Gans, die hier in großer Zahl brütet. Dazu ist in der Naturwiss. Rundschau (11/03) zu lesen: `Graugänse haben ein zum Menschen vergleichbares Familienleben mit analogen Verhaltensweisen, sei es bei der Paarbildung, Eheschließung, Bindung oder Eifersucht. (Küken lassen sich auch auf den Menschen prägen und bleiben ihm zeitlebens verbunden). Hiermit klingt an, dass Lorenz´ tiefes Interresse dem Menschen galt und dass er den Artvergleich als Quelle der Erkenntnisse sah.’

Größere landschaftspflegerische Einsätze betrafen die Entwicklungsmaßnahmen an der Heinefelder Mühle mit Stauteich (Familie Schomburg), die Pflege der BSH-Obstwiesen und Kooperationsprojekte mit der Hunte-Wasseracht, unter anderem an der Korrbäke. Die MitarbeiterInnen der BSH (ZDL, FöJ-Praktikanten u.a.) waren an nahezu jedem Werktag im Gelände, um wesentliche Pflege- und Ordnungsmaßnahmen durchzuführen, in Wilhelmshaven ebenso wie im Diepholzer Moor. Oftmals waren die Flächen von Unrat zu säubern, Zäune zu reparieren oder neue Bäume zu pflanzen. Auch Stellungnahmen wurden zahlreich geschrieben, darunter die Feststellung, dass gutwüchsige Pyramidenpappeln nicht der Säge zum Opfer fallen mussten. Die Kontakte zum Tierschutz, insbesondere zum Bund gegen den Missbrauch der Tiere, wurden intensiviert. Die traditionell guten Verbindungen zu Nabu-Gruppen wurden unterstützt, darunter auch die geplante Errichtung einer großräumigen Uferschwalbenwand mit Fledermauskeller am Baggersee nahe der Großen Höhe in Delmenhorst. Die landesweiten wissenschaftlichen Bestandsuntersuchungen bei Kleinfischen durch den Doktoranden Jens Salva am Institut für Naturschutz der Hochschule Vechta wurde gefördert, ebenso die Kooperation mit dem Landesfischereiverband bei der Bestandsermittlung an der Lethe.

Auf der Jahresmitgliederversammlung im Gut Altona Dötlingen/Wildeshausen wurde eine Resolution beschlossen, die Hochwasserflächen streng von jeder Bebauung freizuhalten und angemessen zu erweitern, damit nicht Siedlungsbereiche wie die Innenstadt von Oldenburg oder Ortschaften wie Wardenburg oder Teile von Wildeshausen überflutet werden. Alle Bauplanungen  müssten mit Karten abgeglichen werden, die die Geländehöhen und Hochwasserrückhaltezonen klar ausweisen. Während der morgendlichen Exkursion zu den sehenswerten neuen Hunte-Schleifen bei Badbergen oberhalb von Dötlingen unterhalb der A 1 wurde der Gewässerentwicklungsplan Hunte durch Angehörige des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft erläutert.

Zum Tod des BSH-Förderers, Herrn Jörg Plesch, hat der BSH-Vorstand der Familie mit Meike und Gerd Plesch ihr Beileid übermittelt. Sein Engagement zugunsten der BSH / Plesch-Stiftung wird stets in guter Erinnerung bleiben. Gemeinsam wurden die gestifteten Flächen mit Heiden, Schafstall und  Feuchtwiesen entlang der Lethe begangen und auch künftig in seinem Sinne erhalten..

Zu den diesjährigen Veröffentlichungen der BSH gehören Texte von Experten, die auch international bekannt sind (4-8 S.): das Ökoporträt 35 (Regenwürmer)  von Prof. Otto Graff (Braunschweig), die Merkblätter 67 (Ökologie kleiner Gärten – Die Natur lässt sich auch in den allerkleinsten Garten einladen!) von Prof. Manfred Grawert (Bremen-Grasberg), 68 (Richtig kompostieren – Anregung für Haus- und Kleingärtner) von Dr. Ulrike Christiansen (NVN Hannover) und Wolfgang Hoff (Demeter, Portsloge). In der Reihe Norddeutsche Biotope erschien Nr. 18 (Fließgewässer des Westharzes – Umweltbedingungen und Fauna) von Prof. Ulrich Heitkamp (Diemarden/Göttingen).

Beim Personal des NVN, mit dem die BSH eine Bürogemeinschaft unterhält, haben sich Einsparungen deutlich bemerkbar gemacht. Die akademische Stelle in der Wardenburger Zentrale wurde aufgehoben und stattdessen mit den verbliebenen Stellen einschließlich des Büros in Hannover verrechnet. Die Kürzungen erfordern hier eine Umwidmung in drei Zeitstellen. Erfreulicherweise ist das Engagement der ehrenamtlich mitarbeitenden Mitglieder nicht geringer geworden; auch im Vorstand ist die Arbeit auf alle verteilt. Das Ehepaar Dr. Peter Remmert und Roswitha Remmert (Vechta) ist der Bitte der Jahresmitgliederversammlung gefolgt, ihre Arbeit als ehrenamtliche Geschäftsführung  in Nachfolge von Klaus Ahlers (Oldenburg) je nach Möglichkeiten der Mitarbeit wahrzunehmen. Mit ihren Kenntnissen als Wirtschaftsberater bzw. als Rektorin der Wildeshauser Wallschule beraten sie auch den Vorstand. Zu den 4515 Mitgliedern gehören auch 74 Vereine und Verbände mit zusammen mehr als 150 Tsd. Mitgliedern.                                       ak


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