B S H - JAHRESBERICHT 2012

BIOLOGISCHE SCHUTZGEMEINSCHAFT HUNTE WESER - EMS e. V.

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Bestimmte Themen stehen seit Jahren im Vordergrund des Interesses von Naturschutzvereinen. Dazu gehörten in diesem Jahr Fragen des Erhalts schutzwürdiger Hochmoore und die Trassenführung der Höchstspannungsleitung Ganderkesee – St. Hülfe (Diepholz), die Freigabe der Privatisierung von Grundwasserförderungen durch die EU sowie der Bestandsschutz der Ahlhorner Fischteiche.

Gefeiert wurde im Einzugsbereich der Hunte auch anlässlich der 25-Jahre dauernden Dümmersanierung. Eingeladen wurde durch die dort federführende Regionaldirektion des Landesamtes für Geoinfoirmation und Landentwicklung Niedersachsen (LGLN, ehem., Amt für Agrarstruktur AfA) zu einem Dümmerforum Extra am 10. Oktober in den Rittersaal des Amtshofs Lemförde. Unter dem Titel „Dümmersanierung – Rückblick und Ausblick“ wurden Zeitdokumente (Film aus 1986) und Zeitzeugen (Dr. Burkhard Ritz, Karl-Heinz Schliep, Herfried Lüdeke, Klaus Rinne, C. Heinrich Wielenberg und Dr. Remmer Akkermann). Dieter Tornow (Naturschutzbeauftragter und BSH) sowie Behördenvertreter stellten diue aktuelle Leistungsbilanz vor. Schließlich gab es eine Vorstellung des Sachstandsberichts zum 16-Punkte-Plan des Umweltministeriums. Das LGLN verteilte einen Sanierungsbericht zum Dümmer (39 S.), der –soweit der Vorrat reicht – bei frankierten A4-Umschlag kostenlos in der BSH-Zentrale (s.o.) angefordert werden kann. Darin sind auch die gesamte Chronologie einschließlich der BSH-Aktivitäten und der 16-Punkte-(Entwicklungs-) Plan als Rahmenentwurf zur Fortsetzung der Dümmersanierung abgedruckt.

Die Renaturierung von Hochmooren wurde am Beispiel des Benthullener Moores dahingehend differenziert gesehen, dass die BSH von der pauschalen Wiedervernässung nach maschineller Abtorfung abgerückt ist, weil schlechte Erfahrungen, auch auf eigenen Flächen, dagegen sprechen. Denn zerstört werden Sekundärbiotope, die von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten besiedelt wurden, die gar keine Hochmoorbewohner, aber dennoch besonders schutzwürdig sind. Genannt seien Großbrachvogel und Neuntöter, Reptilien wie

Schlingnatter und Zauneidechse sowie Birkenwäldchen mit Begleitflora oder Pflanzen der Wegränder wie Lungenenzian und Arnika. Die Schädigung erfolgte auch durch den genehmigten Abtransport der samenreichen obersten Bunkerde. Die Stärkung des Naturpotentials kann durch selektive Wiedervernässung und lokale manuelle Entbirkungen erfolgen. Ausführliche Stellungnahmen sind in den Pressemitteilungen vom 26. 10. 2012 und 25. 02. 2013, (Luft-) Bildbelege auch im Biotope-Merkblatt „Diepholzer Moor“ zu finden (www.bsh-natur.de/Service/Herunterladen/Biotope).

Die BSH fordert gemeinsam mit den anderen Interessenvertretungen eine totale Erdverkabelung der geplanten Höchstspannungsleitung (360 kV) zwischen Ganderkesee und Diepholz. Denn diese höchsten Masten zerschneiden mit den zahlreichen hoch hängenden Kabeln den entsprechenden Luftraum. Damit kollidieren Störche und andere Vögel, maßgeblich auch Zugvögel, ebenso wie Fledermäuse tödlich – über diese landschafts-verspannende Durchleitungstechnik wurde aber in der Vergangenheit vergleichsweise wenig gesprochen, wenn es um die Gefährdung durch die Rotoren von Windkraftanlagen ging.

In mehreren Rundfunk- und Fernsehinterviews wurden durch BSH-Vertreter die landschaftlichen Schäden kritisiert, verursacht durch einen Teil der industrialisierten Landwirtschaft im Bereich des intensiven Gemüse- und Maisanbaus, der Gehölzbeseitigung zugunsten neugewonnener Anbauflächen und das seit Jahrzehnten von vielen Landwirten eingeübte und durch die Kommunen nicht geahndete Umpflügen öffentlicher Wege, Wegränder und Uferrandstreifen. Die Flächennot sollte die Erweiterung der Tierhaltung endlich stoppen. / b. w. >>>>

Am 15. Mai (18 – 19 Uhr) wurde aus dem Studio des Lokalsenders oldenburg-eins ein längeres Interview mit dem BSH-Vorsitzenden in der Reihe „Wissensimpulse – Horizonte öffnen“ ausgestrahlt. Dabei kamen ähnlich wie in Radio Bremen ein Jahr zuvor ausführliche Kommentare zur gegenwärtigen Situation von Natur und Landschaft und der damit zusammen hängenden Umweltpolitik zur Sprache.

Das Berichtsjahr stand unter dem Zeichen einer reichen Apfelernte auf den Wilhelmshavener Pachtflächen. Davon konnten 1000 Flaschen Apfelsaft durch Demeter Ganderkesee gepresst und über einen Wardenburger Bioladen verkauft werden. Auf den anderen Obstflächen der BSH war die Ernte erneut nur sehr mäßig. Das wird darauf zurückgeführt, dass Bienen auf Flächen inmitten intensiven Maisanbaus mit Pestiziden tödlichen Kontakt bekommen; auch ist es denkbar, dass sich Spätfröste im Binnenland stärker bemerkbar machen als an der Waterkant.

Die 2012 durch die Firma Kornkraft (Hosüne/Huntlosen, www.kornkraft.com ) angeregte Kooperation mit dem Lüneburger Ökosaft-Hersteller www.voelkeljuice.de wurde besprochen. Anlässlich einer später erfolgten Versammlung interessierter Obstgartenbesitzer wurde das Konzept einschließlich der Zertifizierung von ökologisch anerkannten Flächen durch die Firma Völkel vorgestellt. Da die Kriterien –naturgemäß- sehr streng sind, wurde zunächst noch die bisherige Herstellungs- und Vermarktungsregelung der BSH favorisiert, die durch www.beckers-bester.de seit Jahren bezuschusst wird. Jene Obstwiesen der BSH, die keine nennenswerten Erträge erbracht hatten, erfüllten als Ruhe- und Entwicklungszonen für die heimische Flora und Fauna, vor allem für Bewohner der Krautschicht, eine wichtige ökologische Funktion.

Die Veranstaltungen folgten den 3 „Kleinen“ Veranstaltungskalendern mit nur 25 Terminen und den bewährten Exkursionszielen und Vortragsthemen, die auch von befreundeten Vereinen angeboten wurden. Regelmäßig wiederkehrend und gut besucht sind die Kranich-, Wildgänse- und Pilzexkursionen. Dagegen fand eine interessante Veranstaltung zum Kennenlernen großer Wanderfische wie Meerforelle und Lachs in der Delme, Höhe Horstedt, nicht die erhoffte Resonanz – vermutlich war der versteckt liegende Zielort ein Grund. Die hier durch Dr. Jens Salva angewandte Elektrofischerei ist in Fischereikreisen besser bekannt, zumal die Tiere dabei markiert werden, um über ihr späteres Verbleiben zwischen Nordmeer, Nordsee und Delme bei Wiederfang Auskunft zu geben – ähnlich der Vogelberingung. Die BSH veröffentlicht auch Veranstaltungen des Naturschutzrings Dümmer, zu deren Trägern sie gehört.

Da Sparen angesagt ist, sind alle kostenträchtigen Ausgaben zurückgefahren worden – das betraf Buchbeschaffungen, Zeitschriftenabonnements, Geräte- und Materialerwerb und Personalkosten. Stattdessen waren Kooperationen angesagt, zum Beispiel die mit dem Verlag Isensee (Oldenburg), dem die Redaktion zum Buchprojekt „Die Jade – Flusslandschaft am Jadebusen“ unter Kostenbeteiligung von BSH und mehreren Sponsoren zuarbeitet.

Da den Naturschutzverbänden, darunter auch BSH / NVN seit 8 Jahren die Verbandsförderung durch die Landesregierung gestrichen worden ist, die BSH auch keine Türwerbung durch Drückerkolonnen unternimmt, reicht-e es in der Geschäftsstelle personell nur zu einer Teilzeitstelle. Sie wurde sehr fachkundig ausgeführt von der Biologin Liesa-Marlena von Essen, zugleich auch Mitglied des Vorstands, die sich beruflich veränderte.

Ihr folgte Nicole Müller bzw. Schriever, unterstützt von zwei Praktikantinnen des Freiwilligen ökologischen Jahres, die zum Jahresende ausschieden.

Mitglieder des Vorstands waren auch weiderholt im Vorfeld zur Landtagswahl am 20. Januar 2013 Gast bei Veranstaltungen politischer Parteien. Dabei wurden BSH-seitig Zukunftsperspektiven beschrieben zum Thema „Unsere Landschaft 2025“ oder Thesen zum Artenschwund erläutert („mehr als 40% der Bodenbrüter sind ausgestorben“), unter anderem in einer NDR-Hallo-Niedersachsen-TV-Diskussion im Gasthof Meyer (Huntlosen).

Die Zahl der Mitglieder geht weiter zurück; damit unterliegt die BSH einer ähnlichen Entwicklung wie andere gesellschaftlich relevante Gruppen. Dennoch sind Vorstand und Geschäftsführung den gemeinsamen Zielen verpflichtet, die sich dem bestmöglichen Schutz von wildlebenden Tieren und Pflanzen sowie der Öffentlichkeitsarbeit (2012: Merkblätter zu Wildkatze und Urkrebschen) dazu verschrieben haben. ak


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